Tai Chi Chuan
Wujiquan Tai Chi
Tai Chi ist eine historische Chinesische Kampfkunst und Bewegungsform die in verschiedenen Stilen ausgeübt wird. Wir praktizieren eine besondere Stilrichtung (Wujiquan Tai Chi), die ein tiefes Verständnis für entspannte ganzheitliche Bewegungen weckt. Neben der erfahrenen körperlichen Entspannung wirkt Tai Chi auch mentalem Stress entgegen. Die eigentliche Intention von Tai Chi als Kampfkunst wird bei uns ebenso gepflegt wie der Gesunderhaltungsaspekt.
Gesunderhaltung
Karsten Röder beim Ausüben der Form
Die Auswirkungen auf die Gesundheit durch die Tai-Chi-Praxis sind inzwischen weitgehend bekannt: Die natürliche Körperhaltung wird stabilisiert, Herz-Kreislauffunktionen normalisiert, Stressabbau sowie das damit verbundene allgemeine Wohlbefinden seien hier als die wichtigsten Eigenschaften genannt. Der ganze Organismus lernt wieder zu „atmen“.
Um eine wirkliche Tiefenentspannung zu erreichen, müssen wir auch, von der äußeren Form beginnend, in die Tiefe gehen. Werden durch das praktizieren der Form eventuelle Fehlhaltungen korrigiert und damit eine erste Entspannung hergestellt, nutzen wir im Wujiquan Tai Chi weitere spezielle Partnerübungen, um tiefer liegende Blockaden und Verspannungen aufzuspüren und zu lösen. Diese Übungen sind so beschaffen, dass sie durch sich selber automatisch zur Entspannung führen. Mit der Zeit gewinnen wir unsere ursprüngliche Eigenschaft zurück, Anspannungen loszulassen, für Druck von Außen durchlässig und einfach entspannt zu bleiben. Ganzheitliche Tiefenentspannung ist der Schlüssel zur allgemeinen Gesunderhaltung schlechthin.
Kampfkunst
Tai Chi war und ist eine Kampfkunst. Alle Sequenzen, gleich welcher Tai Chi Richtung, sind Selbstverteidigungsanwendungen. Dass Tai Chi eine außerordentliche gesundheitsfördernde Eigenschaft in sich birgt, wurde erst später erkannt. Durch seine vordergründig ruhigen Bewegungen und seinem ästhetisch anmutenden Ausdruck mit meditativen Beigeschmack, verbreitete sich Tai Chi im Westen zuerst als spirituelle Körperübung in alternativen, sanftmütigen Kreisen mit Sehnsucht nach östlicher Weisheit. Mit der Zeit wurde es mehr und mehr auch von der Allgemeinheit vor allem als körperliche Gesundheitsübung angenommen. Dabei wurde Kampfkunstaspekt zweit- oder drittrangig, wenn nicht sogar ganz geleugnet. Auch diese Haltung dem Tai Chi gegenüber ist begrüßenswert, doch ihm fehlt die ursprüngliche, lebendige und kraftvolle Mitte.
Wujiquan bewahrt den Kampfkunstaspekt als seine ursprüngliche Quelle. Darüber hinaus wandeln wir die Ideen, die den einzelnen Sequenzen zugrunde liegen, in zeitgemäße Anwendungen um. Zwar gibt es durchaus Tai Chi Lehrer, die den Kampfkunstaspekt beachten und trainieren, aber die alten überlieferten Techniken sind nicht mehr „up to date“ -wurden sie doch vor Jahrhunderten gegen Shaolin-Techniken u.a. entwickelt. Auch die Kunst der effektiven Selbstverteidigung hat sich im Lauf der Zeit verändert: deshalb lehrt Wujiquan nicht einfach die einzelnen Bilder der Formsequenzen, sondern entschlüsselt deren energetischen Hintergrund.
Selbstwahrnehmung
Karsten Röder beim Ausüben der Form
Taiji wird auch als „Meditation in Bewegung“ bezeichnet. Ersetzen wir Meditation durch ’entspannte Aufmerksamkeit’ wird die Bedeutung deutlicher. Der Beobachter richtet sich von der äußeren auf die innere Welt. Der Verstand wird ruhig und der Alltagsstress rückt an die Peripherie des Daseins.
Viele Menschen in der modernen und sogenannten zivilisierten Welt haben den Bezug zu sich und ihrem Körper verloren. Wir verstehen uns selbst, unsere Nächsten und unsere Umwelt nur noch durch den Kopf. Wir glauben so sein zu müssen, wie uns die anderen gerne sehen wollen und so spielen wir eine Person, die wir nicht sind. Das Gefühl für sich selbst, für das eigene Zentrum ist verloren. Wir entsprechen den Erwartungen anderer und in der Angst, nicht erkannt zu werden, ordnen wir uns unter, lassen uns beherrschen oder beherrschen andere.
Taiji sollte helfen, wieder zu sich zu finden. Im Wujiquan ist das die erste Priorität. Ein Lehrer, der nur darauf achtet, dass Formen etc. exakt ausgeführt werden, nimmt dem Schüler die Möglichkeit, selber zu forschen. Er setzt ihm immer nur wieder neue Grenzen, denen er sich unterordnen muss. Eine Form kann aber nur Handwerkszeug, ein Hinweis sein, um an sich zu arbeitet, um sein eigenes ’Original’ zu entdecken, also lediglich ein Mittel zum Zweck und nicht ein „so muss es sein“.